Vorab: in der Pflege zu arbeiten, ist eine erfüllende Aufgabe!
Die Komplexität von direktem Kontakt zu Menschen, medizinischem Fachwissen, Grundlagen der Chemie und Technik, der Organisation von Abläufen und die Interaktion in einem interdisziplinären Team sucht oftmals ihresgleichen.
Die professionelle Pflege fußt auf der Empathie, das heißt auf der Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Gefühle, Gedanken und die Lage von Menschen hineinversetzen zu können. Nur so können wir Pflegenden die richtigen Methoden, Prophylaxen und zwischenmenschlichen Interaktionen durchführen, die Menschen, welche sich in einer — durch Krankheit oder Alter hervorgerufenen — Krise befinden, benötigen.
Dafür sind wir da und es ist unser Anspruch dies auf qualitativ hochwertige Art und Weise umzusetzen. Diese Aufgabe benötigt jedoch Zeit.
In den letzten Jahren sind wir allerdings selbst in die Krise gefallen.
Es ist unser Arbeitsalltag geworden uns unter Stress, Unterbesetzung und Überforderung einer Patientinnen/Klientinnenversorgung zu widmen, welche mittlerweile katastrophale Ausmaße angenommen hat. Das bloße “Funktionieren” in der Pflege hat die Überhand zur qualitativ hochwertigen pflegerischen Versorgung gewonnen. Die Attraktivität unseres Berufes wurde somit auf ein Minimum reduziert. Dazu kommen fehlende Tarifverträge, Unterbezahlung und Ignoranz dessen seitens handelnder politischen Instanzen und der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen.
In der momentanen Situation erkennt die Gesellschaft uns als system-relevant an. Das ist richtig, das waren wir jedoch schon immer. Die Gesellschaft sieht die gute Gesundheitsversorgung in Deutschland als selbstverständlich an, aber das ist sie nicht. Sie kommt erst mit der geballten Kompetenz der Menschen, die darin tätig sind.
Deswegen appelliere ich an Gesellschaft und Politik, uns in der Umsetzung, der für unseren Beruf notwendigen Veränderungen, zu unterstützen.
Wir Pflegenden wissen, was gute Pflege ist, wer sie braucht und wie sie zu organisieren ist. Deswegen brauchen wir starke Stimmen in der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens in Form von Pflegeberufekammern in allen Bundesländern. Nur durch diese Instanz der gebündelten Kompetenz können wir unseren Beruf weiterentwickeln und unsere Belange durchsetzen.
In vielen Fällen kann eine Pflegefachperson ihre Familie trotz Schichtdienstzulage nicht finanziell tragen. Eine bundesweite Tarifregelung ist das Mindeste, was wir in Deutschland erwarten dürften. Weiterführend muss der Lohn den Wert abbilden, welche Pflegende in unserer Gesellschaft leisten und vor allem eine Familie ernähren können. Die seit Jahrzehnten mangelhafte, bzw. fehlende Lohnentwicklung rechtfertigt die Forderung von einem Einstiegsgehalt von 4000€ Brutto. Da die mangelhafte Lohnentwicklung Aufgabe der Gewerkschaften war, bleibt nichts anderes übrig, als ein Neustart. Eine Neuauflage der „Gewerkschaft Pflege“ muss, neben den Pflegeberufekammern, die Interessen der Pflegefachpersonen langfristig und unabhängig von etwaigen Bonuszahlungen durchsetzen.
Der Pflegenotstand kann nur beigelegt werden, wenn Menschen, die in der Pflege arbeiten wollen, sich sicher sein können, ihr Leben ohne finanzielle Sorgen und Überanstrengung durch Mehrarbeit, zu leben.
Der große Fehler im Gesundheitswesen war die Verknappung der wichtigsten Ressource für Dienstleistungen: Dem Personal. Nur wenn dem entschieden Einhalt geboten wird, können wir Pflegende, die Aufgaben übernehmen, für die wir ausgebildet wurden. Die qualitativ hochwertige Pflege von Menschen.
Wir Pflegenden treten vor, wenn es darum geht, Menschen zu helfen. Nun, helfen Sie uns!
Bleiben Sie gesund,
Kevin Galuszka
Gesundheits- und Krankenpfleger
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