„Mit einer besseren Planung und einer sensiblen Vorgehensweise hätten wir uns viel negative Publicity für Duisburg ersparen können“, ärgert sich der Fraktionssprecher der GRÜNEN im Rat der Stadt, Sait Keles, über die Vorgehensweise der Stadtverwaltung bei der Räumung sogenannter „Schrottimmobilien“ in Duisburg-Marxloh.
„Alles spricht dafür, dass bei der Zielsetzung falsche Prioritäten seitens der städtischen Einsatzplanung gesetzt worden sind. Nicht die Räumung an sich ist zu kritisieren, weil diese aufgrund der gesetzlichen Vorgaben in derartigen Häusern unablässig ist. Allerdings ist diese Nacht-und-Nebel-Aktion und die menschenunwürdige Entfernung aus der eigenen Wohnung völlig unangemessen. Viele Roma sind mit einer langfristigen Bleibeabsicht zu uns gekommen, nicht weil sie ‚nur arm‘ sind, sondern weil sie seit Jahrzehnten unmenschliche Behandlung in ihren Herkunftsländern erfahren, der sie nun leider auch in Duisburg ausgesetzt sind. Ob einige es wollen oder nicht: Diese Menschen leben nun legal unter uns und zahlen für Ihre Behausungen Miete, wie alle anderen Duisburger. Auch deren Privatsphäre gilt es ordnungspolitisch zu schützen“, so Keles weiter.
Die Verwaltung ist seit längerem -nicht zuletzt durch unzählige Zeitungsberichte- über die Zustände auf der Hagedornstraße im Bilde. Zeit genug, um an vermeintliche „Hintermänner“ zu kommen war gegeben. „Spätestens seit der Begehung mit dem NRW Landesintegrationsbeauftragten, Thorsten Klute, hätten seine Duisburger Parteikollegen an der Stadtspitze handeln müssen. Dass erst Mitte Oktober eine brachiale Räumung vollzogen wird, ist grob fahrlässig und politisch nicht vertretbar, wenn man bedenkt, dass sowohl die Überbelegung als auch die faktische Unbewohnbarkeit jener Immobilen seit Ende letzten Jahres bekannt sind“, so Ratsherr Keles.
„Die Duisburger erwarten von ihren gewählten hauptamtlichen Verwaltern, dass Probleme früh erkannt, der Situation angemessen und sensibel gelöst werden. Die Räumungsaktionen in Marxloh legen jedoch den Schluss von Schnellschüssen nahe, die einer Sheriff-Mentalität zu entstammen scheinen. Marxloh braucht aber keine Sheriffs, sondern willige ‚Integratoren‘, die das Ziel vom gemeinschaftlichen Zusammenleben ernst meinen. In der Kategorie ‚adäquate Problemlösungen anbieten‘, hat Duisburg einen großen Nachholbedarf – leider immer noch“, stellt Keles ernüchtert fest.
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