Eine Stellungnahme des Grünen Ortsverbandes West / Ruhrort zur aktuellen Situation rund um den Bauwagenplatz von Jasmin Seiwert
Es gibt viele gute Gründe für Orte wie die Wagenburg. Einer der stärksten ist die Unabhängigkeit, die solche Plätze ihren Bewohnern bieten. Denn der Bauwagenplatz ist ein sozialer Ort. Ein Freiraum, der auch von Menschen genutzt wird, die sonst in ein Abhängigkeitsverhältnis fallen und auf staatliche und ehrenamtliche Sozialleistungen angewiesen sind, die zum Teil sehr stigmatisierend und kostenintensiv sein können, wie etwa die Übernachtung in einer Wohnungslosenunterkunft oder die Versorgung über eine Tafel. In der Wagenburg leben diese Menschen mit ganz unterschiedlichen anderen Menschen ein würdevolles unabhängiges Leben, kommen weitestgehend ohne öffentliche Hilfsangebote aus, können sich selbst versorgen und quasi kostenneutral leben. Das ist hier mit dem Wort Freiraum gemeint und das erscheint uns vom sozialen Standpunkt aus sehr erstrebenswert.
Es gibt keinen guten Grund gegen die Wagenburg. Tatsächlich hat es in der gesamten Diskussion rund um die Kündigung bisher kein einziges vernünftiges Argument gegeben, das die Kündigung und die, gelinde gesagt halbherzige Suche nach einem neuen Platz gerechtfertigt hätte. Im Gegenteil: Alle bisherigen Gründe haben sich als veraltet oder gar als nicht nachweisbar und damit im Zweifelsfall als unwahr heraus gestellt. Und dennoch fürchten viele der Verantwortlichen vermutlich vor allem eins: den Gesichtsverlust im Falle eines Umdenkens. Bedeutet denn ein Umdenken das blamable Eingestehen der eigenen Inkompetenz oder ist es nicht vielmehr ein Zeichen von Stärke, notwendiger Flexibilität und Realitätssinn? Und ist eine Entscheidung nur weil sie formal korrekt ist auch gleichzeitig moralisch richtig? Die Antwort darauf ist ganz klar und deutlich NEIN!
Als grüner Ortsverband verstehen wir unsere politische Arbeit darin, unsere politischen Vorstellungen aktiv und praktisch mit und in unserer Nachbarschaft zu leben. Wir möchten kein eigenes Süppchen kochen und uns nicht nur am Sitzungstisch treffen. Die Wagenburg und der dazu gehörige Verein Experimentelles Wohnen e.V. gehören zweifelsfrei zu einem grünen Gesellschaftsentwurf des Ortsverbandes. Sprich: Wir wünschen uns ausdrücklich eine Wagenburg in unseren Bezirken!
Ob diese nun an ihrem bisherigen Standort bleibt oder ein neuer Platz gefunden wird, ist dabei sekundär. Ein neuer Ort könnte allerdings auch Vorteile für die Bewohner bringen. So wäre ein eigener Zugang zu fließendem Wasser sicher eine große Hilfe im alltäglichen Leben. Eine bessere Anbindung an den ÖPNV wäre auch wünschenswert. Nicht zuletzt sollte ein neuer Platz schon alleine aufgrund der bisherigen Belastungen auch einen entschädigenden Charakter haben. Bei der Suche danach sollte genau darauf geachtet werden.
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