FAQ

 

Wann und wie sind BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN entstanden?

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind eine junge Partei. Unsere Wurzeln liegen in der Umwelt-,  der Friedens-, der Anti-Atom- und der Frauenbewegung der 1970er Jahre, die man zusammenfassend auch Neue Soziale Bewegungen nennt. Es ist uns gelungen, wovon jede Jugend träumt: Die erstarrte Gesellschaft, die wir vorfanden, in Bewegung zu bringen. Wir haben von Anfang an Politik mit Blick auf zukünftige Generationen gemacht. Der außerparlamentarische Protest fand in den Parlamenten kaum Beachtung. Forderungen und Vorschläge wurden von den etablierten Parteien ignoriert. Am 16./17. März 1979 gründeten rund 500 Delegierte aus verschiedenen Initiativen anlässlich der Europawahl das Listenbündnis DIE GRÜNEN, das als „Sonstige politische Vereinigung (SPV)“ zur Wahl antrat. Die Bundespartei DIE GRÜNEN wurde am 12./13. Januar 1980 in Karlsruhe gegründet. Nach der Wende, 1993, haben sich die im Bündnis 90 zusammengeschlossenen Bürgerrechtsbewegungen der ehemaligen DDR und die westdeutschen GRÜNEN zur jetzigen Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vereinigt.

 

Warum heißt ihr eigentlich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN?

Der Name lag für die Parteigründer*innen  recht nahe. Wie in der ersten Frage schon beschrieben, sind wir nicht zuletzt aus der Umweltbewegung der 70er Jahre entstanden. Grün ist ganz klar die Farbe, die man mit Natur, mit Umwelt, mit Ökologie assoziiert. In Kanada wurde 1971 Greenpeace gegründet – auch hier taucht das „Grün“ bereits im Namen auf. Damit man bei Kommunal- oder Landtagswahlen antreten konnte, bildeten Bürgerinitiativen Ende der 70er grüne Listen. Die Festlegung des Parteinamens DIE GRÜNEN erfolgte dann auf dem Gründungsparteitag.

In der DDR forderten „Demokratie Jetzt“, „Neues Forum“ und die bereits im Januar 1986 gegründete „Initiative Frieden und Menschenrechte“ und auch andere Gruppen einen demokratischen Wandel. Sie trugen entscheidend zum Ende der SED-Herrschaft bei. Zu den ersten freien Volkskammerwahlen im März 1990 schlossen sich diese drei Gruppen zum BÜNDNIS 90 zusammen. Im Spätherbst 1989 gegründete sich auch in der DDR eine Grüne Partei. Am 3. Dezember 1990 schlossen sich DIE GRÜNEN aus Ost- und Westdeutschland zusammen. 1993 erfolgte dann der endgültige Schritt, der zum aktuellen Parteinamen führte: der Zusammenschluss der GRÜNEN und BÜNDNIS 90.

 

Wie ist die Partei aufgebaut?

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind keine zentralistische Partei, in der von oben vorgeschrieben wird, was an der Basis zu tun ist. Vielmehr haben die Landes-, Kreis- und Ortsverbände einen großen Gestaltungsspielraum für ihre Politik – sie haben sogenannte Programm-, Satzungs-, Finanz- und Personalautonomie. Wir meinen, Parteien können nur dann glaubwürdig für eine demokratische Politik eintreten, wenn auch ihre Strukturen und Entscheidungsprozesse transparent und demokratisch sind. So sind wir z.B. die einzige Partei, bei der konsequent die Kreisverbände ganz direkt Delegierte in unser höchstes Entscheidungsgremium, die Bundesdelegiertenkonferenz (BDK), entsenden. Organisiert sind wir in 16 Landesverbänden, 418 Kreisverbänden und mehr als 1700 Ortverbänden.

 

Weshalb haben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine Frauenquote?

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind die erste Partei in Deutschland, die auf die Quote gesetzt hat. Dass bei uns Frauen erfolgreich in der ersten Reihe Politik machen, verdanken wir nicht zuletzt dieser Tatsache. Im grünen Frauenstatut ist festgelegt, dass mindestens die Hälfte aller Ämter und Mandate Frauen zusteht. Bei Wahlen zu Vorständen oder bei der Aufstellung von Listen für Parlamentswahlen werden deshalb die ungerade Plätze von Frauen besetzt – der erste Platz ist also immer einer Frau vorbehalten. Auf diese Weise sind 35 von 63 grünen Bundestagsabgeordneten Frauen, sechs der elf Europaabgeordneten und drei der sechs Mitglieder des Bundesvorstandes. Das wirkt sich auch auf unsere Politik aus: Chancengerechtigkeit für Frauen und Männer ist eine unserer zentralen politischen Forderungen und da gibt es noch viel zu tun. Wir wollen Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Frauen im Berufsleben gleiche Chancen haben, und auch dafür, dass im Alltagsleben Berufs- und Familienarbeit gerecht zwischen Frauen und Männern aufgeteilt werden kann.

 

Was bedeutet die Trennung von Amt und Mandat?

Vom Grundgedanken her soll die Trennung von Amt und Mandat verhindern, dass sich zu viel Macht auf eine Person konzentriert, wenn dieselbe Person z.B. zugleich ein Parteiamt, ein Abgeordnetenmandat oder gar ein Regierungsamt inne hat. Solche Befürchtungen waren vor allem in der Gründungszeit der Partei vorherrschend. Seit 1980 hat sich unsere Position weiterentwickelt und es ist auch die Trennung von Amt und Mandat modifiziert worden. So entschied eine Urabstimmung unter allen grünen Mitgliedern im Jahr 2003, dass künftig ein Drittel der Mitglieder des Bundesvorstandes zugleich auch ein einfaches Abgeordnetenmandat haben darf. Ausgeschlossen bleibt jedoch auch in Zukunft, dass man gleichzeitig Mitglied im Bundesvorstand von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Fraktionsvorsitzende/r sein kann oder ein Regierungsamt bekleiden darf.

 

Wie ist die Aufgabenverteilung zwischen Partei und Fraktion?

Parteien und Fraktionen sind organisatorisch und auch räumlich getrennt. Eine Partei ist ein Zusammenschluss von Personen mit ähnlichen politischen Überzeugungen. Da es unterschiedliche Interessen in der Gesellschaft gibt, gibt es auch unterschiedliche Parteien. Sie organisieren sich in Parteigliederungen (Bundesverband, Landesverbände, Kreisverbände) und suchen in ihrem jeweiligen Rahmen Lösungen für gesellschaftliche Probleme und beschließen inhaltlichen Positionen. Unser höchstes beschlussfassendes Gremium ist der Bundesparteitag. Die Bundesgeschäftsstelle als Parteizentrale ist Sitz des Bundesvorstandes, Tagungsort für Parteigremien, Ort für Pressekonferenzen und andere Veranstaltungen. Und natürlich Arbeitsort für über 40 Mitarbeiter*innen.

Fraktionen dagegen sind Organe des Parlaments, also des Bundestags, Landtags usw. und haben dort auch ihre Arbeitsräume. Sie bestehen aus gewählten Abgeordneten. Um eine Fraktion zu bilden, muss der Anteil der Abgeordneten einer Partei bei mindestens fünf Prozent liegen. In einer Fraktion wird die aktuelle parlamentarische Arbeit erledigt. Wie das organisiert ist, erläutert unsere grüne Bundestagsfraktion.

 

Wie finanziert die Partei ihre politische Arbeit?

[Hierbei handelt es sich um die Finanzierung des Bundesverbandes]

Grundsätzlich ist die Finanzierung der politischen Parteien im Parteiengesetz geregelt. Sie finanzieren ihre Arbeit aus Eigeneinnahmen (Mitgliedsbeiträge, Beiträge von Mandatsträger*innen, Spenden und sonstigen Einnahmen) sowie der staatlichen Grundfinanzierung. Dabei darf der staatliche Zuschuss höchstens so hoch sein wie die Eigeneinnahmen.

Wir hatten z.B. im Jahr 2013 Einnahmen von etwa 41,3 Mio. Euro. Davon waren ca. 17,7 Mio. Euro Beiträge, 5 Mio. Euro Spenden, 15,1 Mio. Euro staatliche Mittel und ca. 2,3 Mio. Euro andere Einnahmen (z.B. Vermietung, Sponsoring, Vertrieb von Materialien, Einnahmen aus Solaranlagen). Die staatliche Grundfinanzierung und die Mitgliedsbeiträge verteilen wir nach selbst festgelegten Schlüsseln auf die verschiedenen Ebenen der Partei (Bundesverband, Landes- und Kreisverbände). Lediglich 30 Prozent dieses Geldes bleiben beim Bundesverband.

Die Annahme von Spenden unterliegt ebenfalls den Regelungen im Parteiengesetz. Wir selbst legen strengere Maßstäbe an und haben uns seit 2006 einen eigenen Spenden-Codex gegeben. Der Bundesverband veröffentlicht außerdem seit Juli 2012 alle Sponsoringverträge für Veranstaltungen (Parteitage).

 

Wie entsteht ein Wahlprogramm?

Die Erarbeitung eines Wahlprogramms beginnt lange vor dem Wahljahr. Viele Einzelpositionen werden bereits im Vorfeld diskutiert, geklärt oder aktualisiert. Ungefähr ein Jahr vor dem Programmparteitag nimmt eine Schreibgruppe ihre Arbeit auf. Sie verfasst einen ersten Programmentwurf und legt ihn dem Bundesvorstand vor. Dieser berät, bringt Korrekturen an und beschließt dann die Fassung, die der Partei und der Öffentlichkeit präsentiert wird. Zugleich ist dieser Entwurf auch Leitantrag für den Programmparteitag.

Danach beginnt eine breite Debatte in Parteigremien und unter den Mitgliedern. Das Resultat sind zahllose Vorschläge für Ergänzungen, Umformulierungen oder auch Streichungen. Diese werden in der Parteizentrale als Änderungsanträge an den Programmparteitag eingereicht. Auf dem Parteitag werden dann die Anträge gesichtet: Es wird Text eingearbeitet, geändert oder gestrichen und am Ende des Parteitages steht das Programm als Gemeinschaftsprodukt.

Bei der Bundestagswahl 2013 haben wir noch stärker auf die Beteiligung unserer Mitglieder gesetzt. Wir haben auf Grundlage des verabschiedeten Wahlprogramms im Juni 2013 einen Mitgliederentscheid über die zehn wichtigsten politischen Projekte durchgeführt. So viel Beteiligung gibt es bisher bei keiner anderen Partei.

 

Wie haben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei vergangenen Wahlen abgeschnitten?

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben seit der Bundestagswahl 2002 bei zahlreichen Wahlen auf Europa-, Bundes- und Landesebene wie auch bei Kommunalwahlen zulegen können.

Den größten Erfolg auf Länderebene schafft die Partei 2011 in Baden-Württemberg. Hier erreichen DIE GRÜNEN 24,2 Prozent und stellen zum ersten Mal mit Winfried Kretschmann einen Ministerpräsidenten. Im selben Jahr gelingt der erstmalige Einzug in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, sodass DIE GRÜNEN erstmals in allen 16 Landtagen vertreten sind.

Nach vielen gewonnenen Landtagswahlen endet die Bundestagswahl 2013 mit einem herben Rückschlag: 8,4 Prozent, wieder nicht dritte Kraft im Bundestag, eine Enttäuschung! Doch in 2014 gelingt mit 10,7% ein zweistelliges Ergebnis bei der Europawahl. Gleichzeitig behaupten sich DIE GRÜNEN in allen 16 Landesparlamenten und sind im Sommer 2016 in zehn Bundesländern an der Regierung beteiligt – darunter nach der Wiederwahl von Winfried Kretschmann mit einem Rekordergebnis von 30,3 Prozent der Zweitstimmen weiterhin mit einem grünen Ministerpräsidenten. Es geht wieder aufwärts.

 

Wie viele Mitglieder haben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN?

In unserer Anfangszeit 1980/81 lag unsere Mitgliederzahl bei gut 9.000, inzwischen hat sie sich verzehnfacht. Mitte 1998 konnten wir unser 50.000stes Mitglied begrüßen. Die Zeit der Regierungsbeteiligung und die für unsere Partei extrem schwierige Debatte um den Kosovokrieg führten zu einem Einbruch bei den Mitgliederzahlen. Seit der Bundestagswahl 2002 gewinnen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wieder kontinuierlich Mitglieder hinzu. 2010 wird der Höchstwert von 51.812 Mitgliedern aus dem Jahr 1998 übertroffen. Seitdem geht es beständig aufwärts. Im September 2019 erreichten wir mit über 90.000 grünen Mitgliedern einen neuen Rekord.

 

Wie kann ich bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mitarbeiten?

Der beste Weg ist natürlich, einzutreten und sich gemeinsam mit uns für unsere Politik einzusetzen. Aktives politisches Engagement fordert etwas Zeiteinsatz: für Diskussionen, Versammlungen und Wahlkampf. Bringt aber auch viel Spaß, Einblick in politische Strukturen, lange Abende mit Gleichgesinnten und das Gefühl, etwas bewegen zu können. Und jede*r findet bei uns seine ganz persönliche Form der Unterstützungsmöglichkeiten. Es muss ja nicht immer Plakate kleben, sondern kann auch die Betreuung der Homepage des Kreisverbandes oder Ähnliches sein. Für Menschen bis 27 gibt es die Grüne Jugend, bei der man auch unabhängig Mitglied werden kann. Wer thematische Interessenschwerpunkte oder spezielle Kenntnisse hat, kann in Bundes- oder Landesarbeitsgemeinschaften (BAGen bzw. LAGen) mitarbeiten – das geht auch ohne Parteimitgliedschaft. Und wer gar keine Zeit hat, uns aber dennoch unterstützen will: Politische Arbeit kostet Geld. Auch eine Spende hilft uns natürlich bei der Umsetzung unserer Ziele.