Queersensitive Pflege


Problembeschreibung:
Viele LGBTQIA+* Menschen haben Erfahrungen mit Ausgrenzung, Ablehnung oder Gewalt gemacht. Jahrzehntelang mussten die heutigen Senior*innen für eine geschlechtliche Selbstbestimmung, gesellschaftliche Teilhabe, körperliche Unversehrtheit und Anerkennung ihrer Identitäten kämpfen.

Geringe Unterstützung aus der Herkunftsfamilie und oftmals (ungewollte) Kinderlosigkeit führen dazu, dass diese Generation im Besonderen auf eine professionelle Altenhilfe/-pflege angewiesen ist.
Durch die bisher gemachten (institutionellen) Diskriminierungserfahrungen, ist das Vertrauen vieler Senior*innen in konventionellen Pflegeinrichtungen gering.
Aus Angst vor Zurückweisung wird die Identität von LGBTQIA+* Senior*innen oft geheim gehalten, sie ziehen sich aus sozialen Kontexten zurück und bleiben unsichtbar.

Lage in Duisburg:
Eine Einschätzung, basierend auf Zahlen, ist in Duisburg aufgrund der fehlenden Datenerhebung faktisch nicht möglich. Das Marktforschungsinstitut “Ipsos” befragte u.a. die deutsche Bevölkerung zu ihrer Einstellung über LSBTIQ*.  11 % [1] der Deutschen identifizierten sich als queer. Es wurden jedoch nur Personen mit einem Alter bis 74 Jahren befragt. Somit ist eine Aussage für alle Senior*innen nicht möglich.

In Duisburg gibt es bisher keine Pflegeeinrichtung, die die Belange der LGBTQIA+* Senior*innen im Besonderen berücksichtigt. Konzepte für queersensitive Pflege sind vorhanden und wird in manchen Einrichtungen schon umgesetzt. Ein Konzept, das aus der Niederlande übernommen wurde, ist der sogenannte Regenbogenschlüssel vom Frankfurter Verband [2].. Um diesen zu erhalten, müssen verschiedene Kriterien erfüllt werden, die dazu beitragen, dass queere Personen in dieser Einrichtung nicht diskriminiert werden. Weitere Beispiele zur Umsetzung sind zum einen das Qualitätssiegel Lebensort Vielfalt [3], das zur queersensitiven Pflege beiträgt und zum anderen gibt es bei der AWO verschiedene Projekte und eine Koordinierungsstelle, um queer-inklusive Belange zu berücksichtigen [4].

Wir fordern daher:
Queersensitive Pflege muss in Duisburg zum Thema werden und Modellprojekte müssen unterstützt werden. Um solche Projekte auf die Beine zu stellen, benötigt es jedoch eine verlässliche Datenlage für die Anzahl der Personengruppe.
Die Mitarbeiter*innen müssen entsprechend den Erfordernissen der LGBTQIA+* Senior*innen aus- und fortgebildet werden. Die umfangreichen Bedarfe sollten im Curriculum für Pflegeberufe verankert werden.

Die Pflegeinrichtungen sollten dies in Form eines Qualitätssiegels sichtbar machen. Somit wissen LGBTQIA+* Senior*innen ohne großen Aufwand, welche Einrichtung ihre Bedürfnisse berücksichtigt. Durch die Ersichtlichkeit des geschulten Personals und der Offenheit der Einrichtung wird der Weg dafür bereitet, dass Diskriminierung gegenüber LGBTQIA+* Senior*innen abgebaut wird.

Weil jedem Menschen ein Altern in Würde und frei von Diskriminierung zusteht.

Kevin Galuszka (er/ihn), Sprecher Kreisverband Duisburg und Vorstandsmitglied der Pflegekammer NRW:
„Eine gute und hochwertige Pflege unterstützt jeden Menschen in der freien Gestaltung seines Lebens und ermöglicht ein würdevolles Leben im Alter oder in Krankheit. Leider ist der Bereich der LGBTQIA+ -sensiblen Pflege noch fast überhaupt nicht in der Profession Pflege angekommen und es fehlt Landesweit an Konzepten und Schulungsmöglichkeiten. Hier werden wir als Kammer Rahmen schaffen und als Duisburger*innen auf die Anbieter von pflegerischen Leistungen einwirken.“

Fabienne Wilhelm (sie/ihr), Sprecherin AG Queer:
„Dank dem Einsatz der älteren LGBTQIA+* Generation haben viele queere Personen bessere Möglichkeiten ihre eigene Identität zu akzeptieren und auszuleben. Wenn es um queere Belange geht, wird die ältere Generation häufig außen vor gelassen, weshalb wir genauer hinschauen sollten. Im Pflegebereich, bei dem Senior*innen auf andere angewiesen sind, muss der Schutz vor Diskriminierung gewährleistet werden. Dafür brauchen wir in Duisburg mehr Umsetzungen der Sensibilisierungen und Konzepte.“

 

Quellen:

[1]: IPSOS (2023). Pride Studie: Sinkende Unterstützung für LGBT+-Rechte | https://www.ipsos.com/de-de/pride-studie-sinkende-unterstutzung-fur-lgbt-rechte

[2]: Regenbogenpflege | Frankfurter Verband: https://frankfurter-verband.de/regenbogenpflege

[3]: Qualitätssiegel Lebensort Vielfalt® – Schwulenberatung Berlin | https://schwulenberatungberlin.de/qualitaetssiegel-lebensort-vielfalt/

[4]: Presse: Queer im Alter – AWO (queer-im-alter.de) | https://queer-im-alter.de/

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