Wedauer Platanen – ein Trauerspiel

Die historische, denkmalgeschützte Gartenstadt Wedau wird an ihrer Nordseite von der Wedauer Straße begrenzt. Unter Denkmalschutz stehen aber nur die Gebäude, Hecken und ein Baum an der südlich gelegenen Straße Am See.

2021 wurden Anwohnende in der Vorweihnachtszeit über die an Wedauer Straße geplanten Umbaumaßnahmen informiert. Im Vordergrund stand dabei zunächst die mögliche Kostenbeteiligung der Anliegenden. Aufgrund der steigenden Coronainfektionszahlen wurde keine Anwohnerversammlung von der Stadt Duisburg durchgeführt. Einwände hätten online erhoben werden können. Durch eine allgemeine Gesetzesänderung stand zudem die Kostenbeteiligung schon bald nicht mehr zur Debatte.

Im Frühjahr 2022 formierte sich allmählich Widerstand gegen die mit dem Umbau verbundenen Baumfällungen: 26 stattliche Platanen sollten für Verkehrswege und Parkplätze weichen, so vertrat es öffentlich die SPD.

Bürgerinnen und Bürger baten die Grünen um Unterstützung. Die notwendige Straßensanierung stellt niemand infrage, wohl aber die dafür vorgesehene Baumfällung. Im Laufe der folgenden Monate wurde recherchiert, ein Fachvortrag gehalten, Informationsblätter entstanden und über 2700 Unterschriften gegen die Baumfällungen wurden gesammelt. Es klärte sich, dass der Gewinn an Parkplätzen unerheblich ist. Der ökologische Schaden hingegen wäre immens: Es müssten mindestens 180 neue Bäume gepflanzt werden, um die bisherige Ökoleistung zu ersetzen. Eine nördlichere Straßenführung wäre denkbar. Baumschonende Baumaßnahmen könnten angewendet werden. Der BUND stellte sich klar gegen Fällungen und unterstütze die Baumschützer*innen tatkräftig.

Es folgte eine Menschenkette entlang der Wedauer Straße. Am 10.6.2022 stellten sich über 200 Bürger*innen schützend entlang der Bäume auf. Die WDR-Lokalzeit Duisburg und Studio47 berichteten. Verschiedenste Organisationen unterstützten die Forderung nach Sanierung der Wedauer Straße unter Erhalt der Bäume vor der Ratssitzung am 13. Juni, die dann aber aus technischen Gründen abgebrochen werden musste und auf den 19. September verschoben wurde.

In der Zwischenzeit wurde eine Hitzefeldmessung durchgeführt und veröffentlicht, die den ökologischen Nutzen der Bäume eindrucksvoll nachwies. Weitere Zeitungsartikel und Leserbriefe drückten ihr Unverständnis für die unzeitgemäßen Baupläne aus.

Trotz alledem fällte am 19.9.2022 der Duisburger Stadtrat mit der Mehrheit aus SDP und CDU den Beschluss, die Straßensanierung wie geplant durchzuführen, und lehnte den Alternativantrag der Grünen ab, der von allen anderen Fraktionen unterstützt wurde.

Bis heute lässt der Widerstand trotzdem nicht nach: Das Klimaschutzbündnis Duisburg organisierte am 27.10.22 eine breite Fahrraddemonstration nach Wedau, um sich für den Erhalt der Bäume starkzumachen. Wedauer Bürger starteten eine online Petition, um die Fällungen doch noch zu verhindern.

Wie geht es weiter mit unseren Bäumen in Duisburg? Es war nicht der erste Kahlschlag gegen den erklärten Bürgerwillen (Mercator-Straße). Es wird wohl nicht der letzte bleiben, solange es keine neue Verordnung zum Baumschutz in Duisburg gibt.


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