Stellungnahme der Initiative „Ja zu Duisburg – kein DOC“ vom 17. Juli 2017
Neinver meldet sich mit Pro-DOC-Kampagne zu Wort
Radio Duisburg meldete am heutigen Montag, den 17.07.2017:
„Der Investor des geplanten Designer-Outlet-Centers wird in den nächsten Wochen bei uns Duisburgern für das Projekt werben. Im Hinblick auf den Bürgerentscheid im September plant er eine Image- und Werbekampagne. DOC-Gegner befürchten, dass die Innenstadt durch ein Outlet ausstirbt. Der Investor Neinver sagt, eher im Gegenteil: Oft kommen Menschen von weit her zum Shoppen, die nach dem Outlet-Besuch dann auch in die Innenstädte gehen und dort Geld ausgeben.
Davon profitieren vor allem Gastronomie, Kultur und Nachtleben.“
Dazu möchten wir, die Initiatoren des Bürgerbegehrens „Ja zu Duisburg – kein DOC“ Stellung nehmen:
Diese Aussage halten wir für Augenwischerei. Dipl.-Ing. Rolf Junker, der selbst Gutachten für ähnliche Projekte erstellt hat, sagt: „Die Größe des Waren- und Stellplatzangebots des Centers schafft Autarkie.“ Das bedeutet, das Center ist darauf ausgelegt, alle Bedürfnisse des Besuchers umfassend zu befriedigen. In Duisburg soll nun das größte Outlet Deutschlands entstehen, so wünscht es der Betreiber sowie OB und die GroKo des Stadtrates. Eine monofunktionale Einzelhandelsfläche von 30.000 Quadratmetern. Ausmaße, vergleichbar mit der Größe der Mülheimer Innenstadt. In dieser Größenordnung sind die Einrichtungen relativ autark und können weitestgehend ohne ihr Umfeld bestehen, das bestätigt auch Walter Brune, der selbst jahrzehntelang Center plante. Center in dieser Größe sind also darauf angelegt, dass möglichst alle Einkäufe innerhalb dieses Zentrums erledigt werden und der Verbraucher so lange wie möglich gebunden wird.
Das heißt: In so einem Center wird es ausreichend gastronomische Angebote geben. Junker sagt auch, dass in der Regel Einkäufer bereits nach 1.200 m zurückgelegter Strecke „schlapp machen“.
Zudem gebe es seit drei bis vier Jahren eine Verkaufsflächensättigung, so Junker. Dementsprechend vernichtet jede neu geschaffene Fläche bereits bestehende Verkaufsflächen. Seine Aussagen beruhen auf vergleichbare Analysen (Rotmain-Center in Bayreuth, Phoenix-Center in Hamburg-Harburg, Stadtgalerie in Hameln, Schlosspark-Center in Schwerin, City-Galerie in Siegen und Forum Wetzlar in Wetzlar). Das Resümee dieser Analysen: „Es gibt deutliche Veränderungen in der Innenstadt durch am Rand liegende, große Center: Reduzierung der Mieten um mehr als 30 Prozent, Rückgang der Passantenfrequenz um 15 bis 30 Prozent sowie einer Verkürzung der 1a-Lagen von mehr als 50 Prozent“, sagt Junker. Junkers Fazit: Durch das Vorhaben werde eine deutliche und räumlich ungewöhnliche Erweiterung der Einzelhandelsangebote ausgelöst. Dies werde zu erheblichen, negativ einzuordnenden Veränderungen in der bestehenden Innenstadt führen.
(Quelle: Präsentation und Vortrag Rolf Junker in Podiumsdiskussion zum DOC vom 11. Juli 2017)
Selbst das „Vorzeigeobjekt“ und immer wieder als erfolgreich benannte Outlet in Roermond hat nur einen geringen positiven Effekt auf die Innenstadt. Deutlich wird dies am Artikel des Telegraaf vom 24. März 2017. Die Händler in der Innenstadt von Roermond profitieren nicht von dem gegenüberliegenden Design-Outlet-Center, heißt es in dem Artikel des „Telegraaf“. Geschäftsleute aus Roermond sehen das größte Problem in den niedrigen Preisen und der Verkehrssituation, sagen Vertreter des örtlichen Unternehmensverbandes. Sie klagen, dass einheimische Kunden wegblieben, weil diese das Verkehrsaufkommen scheuten, und dass die Kunden des Outletcenters gar keinen oder nur einen geringen Umsatz brächten. Gleiches gilt für den lokalen Einzelhandel in Lelystad, wo sich das Outletcenter „Batavia Stad“ befindet.
Die einzigen, die in Roermond außerhalb des Centers noch profitieren würden, seien die Gastronomieangebote, heißt es. In Roermond befindet sich der Zugang der kleinen Einkaufsstraße von Roermond genau gegenüber des Centers, erreichbar innerhalb weniger Gehminuten. Sowohl in Roermond als auch in Lelystad leidet der Einzelhandel hingegen unter der Park- und Verkehrssituation sowie dem niedrigen Preisniveau der Outlets
(Quelle: https://www.pressreader.com/netherlands/de-telegraaf/20170324/281745564213357)
Das Problem in Duisburg: Das alte Güterbahnhofsgelände, auf dem das Center geplant ist, befindet sich zwar nah an der Autobahn und am Bahnhof, ist allerdings nicht integriert angebunden an die innerstädtische Handelsfläche. Fraglich bleibt: Wie sollte eine Anbindung aussehen, falls das DOC kommt? Wer sollte nach einem ausgiebigen Shoppingtrip im Outlet noch die Mühe auf sich nehmen, um in die Innenstadt zu gehen?
Die Aussagen des Unternehmerverbandes in Roermond sprechen für sich. Dort profitiert der innerstädtische Handel kaum vom Outlet. Die Frage ist: Wer profitiert wirklich vom Outletcenter? Stadtentwickler sagen ganz klar: Das DOC ist eine Stadtplanung von vorgestern. Wir fordern eine nachhaltige Entwicklung für unsere Stadt ohne DOC.
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